Alexandra Neumann, auf Instagram unter @diese_neumannka bekannt, spricht auf ihrem Account offen über ihre schlesische Identität, das Leben als Schlesierin in Deutschland und über die deutsche Geschichte der Region. Andrea Polanski sprach mit ihr über ihre Herkunft, ihren Weg nach Deutschland, ihre Identität zwischen Oberschlesien und Deutschland – und darüber, warum sie das Thema Schlesien in die sozialen Medien trägt.
Du erzählst auf deinem Account viel über Schlesien. Woher kommst du ursprünglich?
Ich komme aus Oberschlesien, aus dem Industriegebiet. Hindenburg und Beuthen sind meine Heimatstädte – Mikultschütz war früher ein eigener Ort, heute ist es ein Stadtteil von Hindenburg. Meine Familie ist mit Mikultschütz mindestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts verbunden. Als ich etwa drei Monate alt war, sind meine Eltern nach Beuthen gezogen. Dort bin ich dann aufgewachsen.

Foto: Privat
Wie kam es dazu, dass du nach Deutschland gegangen bist? Wohin bist du damals gezogen?
Als ich 30 war, habe ich jemanden kennengelernt. Kurz danach habe ich mich entschieden, nach Deutschland zu ziehen. Aber eigentlich war das schon immer mein Traum – ich wollte mein ganzes Leben nach Deutschland, war fasziniert, wenn meine Großeltern Deutsch sprachen. Ein großer Teil meiner Familie lebte dort. Ich fühlte mich mit Deutschland verbunden, bevor mir bewusst war, dass ich Deutsche bin. Nach meinem Studium war das Thema erstmal weg, weil mein damaliger Partner nicht auswandern wollte. Aber als ich wieder Single war, kam der Wunsch zurück. Dann habe ich Thomas kennengelernt – er kommt auch aus Oberschlesien, lebte aber schon lange in Düsseldorf. Das hat die Entscheidung beschleunigt. Nach zwei Jahren sind wir aus Düsseldorf nach Duisburg gezogen und jetzt wohnen wir in Ratingen bei Düsseldorf.
Verstehst du dich heute als Deutsche, als Oberschlesierin – oder beides?
Ich habe früh gemerkt, dass ich mich nicht polnisch fühle, auch wenn ich in Polen geboren bin und mit der Sprache groß geworden bin. Die deutsche Geschichte meiner Familie war immer sehr stark präsent. Ich fühlte mich nie als Polin, sondern immer mehr als Deutsche. Oberschlesierin ist für mich die regionale Identität, Deutsche das große Ganze – ich trenne das nicht. Im Ausweis kann man Oberschlesierin ja nicht angeben, aber so fühle ich mich.
Und wo fühlst du dich heute mehr zu Hause – in Deutschland oder in Oberschlesien?
Oberschlesien wird immer meine Heimat bleiben. Ich liebe es und fahre gerne dort hin. Aber nach zehn Tagen vermisse ich mein Zuhause in Deutschland. Ich fühle mich hier sehr wohl. Ich habe mein ganzes Leben davon geträumt, in Deutschland zu leben – und bin nicht enttäuscht worden.
Wie bist du darauf gekommen, auf Instagram über deine schlesische Herkunft zu sprechen? Das ist ja eher eine Nische.
Das war ein langer Prozess. Ich hatte schon vor Jahren das Bedürfnis, darüber zu schreiben – erst auf einem Blog, aber da ging es eher um Lifestyle. Das Thema Schlesien oder deutsche Identität habe ich da nie behandelt. Auf einem Kongress in Polen habe ich mit Freundinnen darüber gesprochen. Die eine sagte: „Du musst darüber erzählen – ich weiß gar nichts über Schlesien.“ Das hat mir Mut gemacht. Trotzdem hat es zwei Jahre gedauert, bis ich den ersten Beitrag gepostet habe. Ich musste mir erst selbst einige Fragen beantworten und mich innerlich wappnen gegen Vorwürfe oder Hasskommentare. In meinem Umfeld hat sich dafür niemand interessiert – außer meinem Mann. Auf Instagram habe ich dann gemerkt: Es gibt viele Menschen, die sich angesprochen fühlen. Die Resonanz war groß – viel positiv, aber auch negativ.
Wie ist es heute – überwiegen positive oder negative Reaktionen?
Definitiv mehr positive – vor allem auf Instagram. Ich würde schätzen: 80 bis 90 Prozent positiv. Auf Facebook ist es etwas gemischter, da ist die Social-Media-Kultur auch anders.

Foto: Privat
Erreichst du eher Menschen aus Polen oder aus Deutschland?
Etwa 50-50. Viele meiner Follower aus Deutschland sind selbst Polen oder Schlesier, die schon lange hier leben. Ich bekomme auch oft Nachrichten wie: „Meine Oma kam aus Schlesien – schön, dass du darüber erzählst.“
Hast du Kontakte zu anderen Schlesiern?
Ja, ich bin regelmäßig im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen, das ist ganz in der Nähe. Ich unterstütze das Museum, teile ihre Beiträge und weise auf Workshops hin. Das ist mein kleines schlesisches Zuhause hier.
Hast du auch Kontakt zur deutschen Minderheit in Polen oder hattest du Kontakt, als du noch in Beuthen gelebt hast?
Ja, genau. Als ich noch in Beuthen gelebt habe, hatte ich Kontakt zur deutschen Minderheit. Ich war Mitglied beim DFK in Hindenburg, beziehungsweise in Mikultschütz, weil meine Oma Adelheid Sklepinski dort Vorsitzende war. Sie war von Anfang an sehr engagiert – eine Frau der ersten Stunde, wie man so sagt. Ich bin dadurch da hineingewachsen: Ich habe Deutsch gelernt und bei verschiedenen Veranstaltungen deutsche Lieder gesungen, als ich noch Teenager war. Das ging so bis ich zum Studium nach Tschenstochau umgezogen bin. Jetzt, wo ich in Deutschland lebe, bin ich nicht mehr aktiv als Mitglied. Aber ich unterstütze die deutsche Minderheit weiterhin, zum Beispiel indem ich ihre Auftritte auf Instagram like oder Beiträge weiterteile, damit mehr Leute sehen, was die deutsche Minderheit macht. Ich lese auch das Wochenblatt, schaue das Schlesien Journal und höre inzwischen gerne ihre Podcasts.
Abschließend, wenn du an Schlesien denkst: Was ist für dich das Schönste oder Wichtigste, das du an die nächste Generation weitergeben möchtest?
Für mich ist das Schönste an Schlesien die Landschaft und die historischen Städte, auch die Menschen mit ihrer Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Und natürlich das Essen: Ich liebe die schlesische Küche.
Aber das Wichtigste, was ich weitergeben möchte, ist das kulturelle Erbe.
Vor allem das deutsche Kulturerbe in Schlesien darf nicht in Vergessenheit geraten.
Es gehört genauso zu unserer Geschichte wie das Polnische. Die Vergangenheit war kompliziert – aber gerade deshalb ist es so wichtig, sie zu verstehen, zu bewahren und zu erzählen.

Der Instagram-Account von Alexandra Neumann: @diese_neumannka
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